Eine Band wie ein Symptom: Ein Abend mit Protomartyr.
The dope cloud that’s descending all over this town is blowing gold dust into the pockets of the undeserving and I’m wrung out. — ›Dope Cloud‹, Protomartyr Dieses Konzert ist wie eine zeitgemäße Inszenierung von Arthur Millers Tod eines Handlungsreisenden — ungefilterte Grandezza der Trostlosigkeit. Faustschlag der Erkenntnis:...
Fort Romeau: »Insides«
In aller Regel trägt das Modische im Pop eher zu geschmacklichem Unbehagen bei. Es arbeitet sich auf zwei Ebenen an seinem Gegenstand ab: Einerseits funktioniert es wie grobkörniges Schleifpapier — mit jeder neuen Runde im Karussell schmirgelt es eine weitere Kante ab, bis am Ende die Schablone bleibt, eine universelle...
Caribou: »Our Love«
Die Vorstellung hat etwas Comichaftes. Da ist dieser spleenige Typ mit schütterem Haar, der seit einem geraumen Jahrzehnt eigenbrötlerisch, in aller Stille und Abwesenheit, an Tracks werkelt und dann schwupp — plötzlich entgleiten sie ihm wie ein Stück Seife und beginnen ein Eigenleben zu entwickeln. Dieser Moment liegt für Dan...
Rival Consoles: »Sonne«
Oft, so sagt er, stünde Ryan Lee Dunn in Ausstellungen, konfrontiert mit der Frage, wie es denn möglich wäre, die optische Qualität von Farben, Schattierungen und Nuancierungen eines Gemäldes in Klang zu übersetzen. Vor diesem Hintergrund ist die neue Rival Consoles-EP Sonne gewissermaßen ein synästhetisches Experiment — der programmatische Versuch,...
Jhené Aiko: »Souled Out«
Pretty bird, pretty bird, We need your light, We need your light — Jhené Aiko »Understandig that you are a soul with a body and not a body with a soul«, erzählt Jhené Aiko über die Intention, die hinter ihrem Debütalbum steht. Zierlich, klein und fast zerbrechlich wirkt...
Aphex Twin: »Syro« — eine Kulturdiagnose.
Aphex Twin’s Syro war das große Rauschen im Blätterwald. Nach geschlagenen 13 Jahren wurden die Fürbitten nach der bereits vielfach verloren geglaubten – und zwischenzeitlich regelmäßig wiederentdeckten – kulturellen Relevanz der Popmusik endlich erhört. Das hier, Leute, das ist real, greifbar, fernab von Kulturprodukt; Underdog und großer Innovator zugleich, seit den...
Liturgy: »Renihilation« (Reissue)
»Moloch und Minusmensch« überschrieb Christoph Schmitz jüngst seine Gegenwartsdiagnose des Black Metal im Cicero. Der Impressionismus der Gegenwart sei das Ergebnis gesellschaftlicher Veränderungsprozesse und Soundtrack der flüchtigen Moderne. Selbst wenn man nicht so weit gehen möchte: Die Evolution des Black Metal ist ein spannendes Anschauungsobjekt geworden. Wir beobachten Bands wie...
Jim-E Stack: »Tell Me I Belong«
Das Pressefoto wirkt wie aus einer Calvin Klein-Kampagne geklaut. Verlassen und mit dieser eigenwilligen Mischung aus Melancholie und erratischem Sexappeal in den Gesichtszügen steht James Harmon Stack vor einer frisch verputzten Hauswand. Er blickt auf die Boots mit denen er im Dreck scharrt, das T-Shirt zu groß, hängender Kopf, Körperspannung...
Sean Piñeiro: »Saved Once Twice«
Als vor drei Jahren Nicolas Jaars ›Space Is Only Noise‹ erschien, erhielt ganz unversehens – als hätte man sie heimlich durch die Hintertür hineingelassen – eine neue Sensibilität Einzug in die elektronische Tanzmusik. Eine Art laissez faire-Gefühl fernab von Beliebigkeit, was angenehm ungewohnt war. Wie Gewebe machte es sich unter...
Brian Jonestown Massacre: »Revelation«
Prolog: Willkommen in der Sekte Auf der Flucht aus selbstverschuldeter spiritueller Verkümmerung stößt man sich gern an den erstbesten Gegenständen. Als sei die Materialität der Dinge, die beruhigende Logik der Physik so etwas wie ein Realitätsanker, anhand dessen man sich seiner selbst versichert; der Kreisel des Dominick Cobb....