Hauschka: »Abandoned City«
Ort und Nicht-Ort sind fliehende Pole; der Ort verschwindet niemals vollständig, und der Nicht-Ort stellt sich niemals vollständig her — es sind Palimpseste, auf denen das verworrene Spiel von Identität und Relation ständig aufs neue seine Spiegelung findet. — Marc Augé Die Buchstaben auf dem Artwork zu Hauschkas...
Beck: »Morning Phase«
Zunächst: Vergessen wir mal diese Sache mit Scientology Beck war immer dieser witzige, groovige, zugekiffte Typ auf ’nem Schrottplatz voller Musikinstrumente. Für jeden Spaß zu haben und ein bisschen schräg. Bemerkbar machte sich diese Anmutung zumeist in haufenweise Gedudel und Geklimper, das – immer locker durch die Buxe...
Die Heiterkeit: »Monterey«
Sie lesen alles. Aber sie lesen nur, um spötteln zu können. Sie leben in einem Paradies der Dummheit und ihr Ideal ist der Hohn. Es kommen kalte Zeiten, das Zeitalter der Fische. — Ödön von Horváth Schon anno 2012 war es ein rechtschaffen mühseliges, da geistig zerfaserndes Unterfangen,...
Neneh Cherry: »Blank Project«
Die ›Rauheit‹ ist der Körper in der singenden Stimme, in der schreibenden Hand, im ausführenden Körperteil. — Roland Barthes »I hit the ground hard« singt Neneh. Und prompt fühlt man selbst eine Art Phantom-Aufschlag, der einen – emotional zu Mus zerstampft – um Luft ringen lässt. Da ist...
Patten: »Estoile Naiant«
Einen Ort zum ersten Mal besuchen, heißt dann: beginnen, ihn zu schreiben: da die Adresse ungeschrieben ist, muß sie sich eine eigene Schrift schaffen. — Roland Barthes Bei ›Estoile Naiant‹ von Musik zu reden entspräche nur der halben Wahrheit. Gewiss, es ginge, man könnte mit illustren Begriffen wie...
Temples: »Sun Structures«
Das Kunstwerk reflektiert uns die Identität der bewußten und der bewußtlosen Tätigkeit. — Friedrich Wilhelm Joseph Schelling Temples’ ›Sun Structures‹ ist ein Laster — wie der nächtliche Cheeseburger im Rausch oder die Flasche Cola am Morgen danach. Es ist das Gift im adornitischen Pop-Cocktail, die Verlockung einer etwas...
Illum Sphere: »Ghosts of Then and Now«
Knistern erfüllt den staubigen Kamin, eine Streichermelodie – so bekannt wie vergessen – wirbelt matten Nebel auf, weckt vage Erinnerungen. Wie Geister spuken die einzelnen Elemente durch die menschenleeren Hallen eines kathedralenhaften Raums. Plötzliche Erkenntnis, die Augen weit aufgerissen, scharf eingesogene Luft, zum Ausruf angesetzt. Dann Stille. Der Opener ›Liquesce‹ steht programmatisch für die undurchschaubaren...
Rumpistol: »Away«
Seid nicht eins oder viele, seid Vielheiten! Macht nie Punkte, sondern Linien! Geschwindigkeit verwandelt den Punkt in eine Linie! Seid schnell, auch im Stillstand! — Gilles Deleuze, Felix Guattari Anlauf. Ein Käfig voller Geschwindigkeiten: rasende, flanierende, flottierende, lahmende — entfesselt rempeln sie im großstädtischen Gedränge aneinander. Manche verkanten...
Die Nerven: »Fun«
Es ist ein Jammer. Da tauchen ›plötzlich‹ diese richtig guten deutschsprachigen Punkbands auf (gehäuft im Umfeld vom spitzen This Charming Man Records-Team); ich meine die Sorte Band, die eigentlich zu gut und zu clever ist, als dass sie in mittelmäßig schalldichten Garagen mit halbausgetrunkenen Flaschen um die Wette oxidieren dürfte,...
Pontiak: »Innocence«
Es löst eine gewisse Traurigkeit aus, Pontiaks ›Innocence‹ zu hören, denn an sich ist es ein wirklich gutes Album. Viel Wut, Schweiß und Hautabschürfungen scheinen in seine Produktion geflossen zu sein. Für Ron Asheton – Gott habe ihn selig – wäre es wie eine Libido-Injektion direkt in den Penis. Alles...